Warum Du bei der Performance Deiner Lebensversicherung lieber zweimal hinschauen solltest!

Einmal im Jahr verschicken die großen Lebensversicherer die aktuellen Standmitteilungen der jeweiligen Verträge an ihre Kunden. Sie könnten sich das auch sparen.

Ich würde behaupten: 95 Prozent der Versicherungskunden missverstehen diese Standmitteilungen. Und das liegt nicht am Kunden.

Es gibt wohl kaum etwas, was so intransparent ist wie eine Lebensversicherung für die eigene Altersvorsorge.

Schaut man sich die Standmitteilungen mal genauer an, dann stehen dort zunächst einmal große Beträge. Zu lesen ist dort z.B. der wohlige Satz: „Zum Ablaufdatum im Jahr 2043 ergeben sich bei einem Wertzuwachs Ihres Vertrages von 4, 6 oder 8 Prozent Auszahlungsbeträge in Höhe von ein bis mehreren hunderttausend Euro.“

Die Prozentzahlen sehen vernünftig aus. Die hohen Summen fühlen sich gut an. Schließlich hat man gerade als junger Mensch wohl selten mit Werten in dieser Größenordnung zu tun. „Wird schon passen“ denkt man – und zack landet der Zettel im Ordner „Altersvorsorge“.

Leider sagen diese Standmitteilungen in vielen Fällen nichts über die eigentliche Performance aus.

Warum? Die vorher genannten Prozentzahlen zur Wertentwicklung beziehen sich immer nur auf das INVESTIERTE Kapital. Das ist der Teil der eigenen Beiträge, der nach Abzug aller Kosten zum Investieren übrig bleibt. Einfach und überspitzt gesagt: Ich zahle 100 Euro Beitrag, 50 Euro gehen für Kosten drauf, nur die verbleibenden 50 Euro werden investiert. Mache ich darauf – sagen wir – binnen einem Jahr 10% Wertzuwachs, dann lande ich bei 55 Euro. Toll!! Aus 100 habe ich 55 Euro gemacht. Knaller-Anlage! Kosten der eigentlichen Geldanlage (z.B. Fondsgebühren) werden oftmals noch on top abgezogen.

Ein nicht unerheblicher Teil der Beiträge für Lebensversicherungen geht also für Kosten drauf. Dabei wollen alle kräftig mitverdienen. Die Versicherung selbst möchte einen Teil vom Kuchen abhaben. Der Vertriebler, der einem die Versicherung verkauft hat, zieht sich seine Provision. Vor allem in den ersten Jahren ist die Kostenbelastung bei den meisten Angeboten immens. Oftmals benötigt man zehn Jahre und mehr, bevor man selbst mit der Versicherung überhaupt ins Plus rutscht.

Und dabei sind vor allem die ersten Jahre aufgrund des Zinseszins-Effektes enorm wichtig, um nach hinten raus gut zu verdienen.

Das ist alles in Ordnung. So funktioniert schließlich Wirtschaft. Jeder möchte ein möglichst großes Stück vom Kuchen abhaben. Dass es so verschleiert wird, das ist nicht in Ordnung.

Klar ist, dass die Versicherung Kosten hat. Und nicht alles, was an Kosten abgezogen wird, ist sozusagen verloren. Einigen Kosten steht eine handfeste Leistung gegenüber, die man nicht so ohne Weiteres mit einer Alternativanlage vergleichen kann. Z.B. der sogenannte Todesfallschutz, also die Tatsache, dass die eigenen Angehörigen einen ordentlichen Batzen Geld (mehr als das, was bis dahin eingezahlt wurde) bekommen, wenn man frühzeitig stirbt.

Kosten dafür sind also – grundsätzlich – zu vertreten. Allerdings gibt es aus meiner Sicht keinen plausiblen Grund dafür, Altersvorsorge, Todesfallschutz und oft auch noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung in einen Vertrag zu gießen. Der einzige Profiteur: Der Versicherungskonzern! Durch das Bündeln verschiedener Produktkomponenten wird das ganze Konstrukt richtig schön unübersichtlich. Der Kunde ist damit schon gar nicht in der Lage zu beurteilen, ob seine Anstrengungen für die eigene Altersvorsorge was bringen oder nicht.

Versicherungs-Komponenten, die nichts miteinander zu tun haben, sollten aus meiner Sicht immer ganz klar getrennt werden. Nur so ist ein objektiver Vergleich mit anderen Produktanbietern möglich.

Und nur nebenbei: Ein Todesfallschutz macht nur Sinn, wenn man tatsächlich jemanden zu versorgen hat. Wozu braucht ein Zwanzigjähriger, bei dem – gerade in der heutigen Zeit – noch gar nicht klar ist, ob er jemals familiäre Verpflichtungen eingeht, einen Todesfallschutz? Macht aber nichts, verkauft sich gut. Und geht zu Lasten der Rendite.

Entscheidend sind also nicht die großen Euro-Beträge, die auf den jährlichen Standmitteilungen stehen. Entscheidend ist vor allem die Rendite. Also was stopfe ich über all die Jahre in die Versicherung rein? Was kommt am Ende bei rum? Und wie ist die genaue Performance dazwischen?

Es gab in den letzten Jahren ein paar kleine Transparenz-Offensiven in der Versicherungswirtschaft. Einige Institutionen sind besser als andere. Das Grundübel liegt aber wohl eher im Produkt: Wenn es gut wäre, gäbe es auch nichts zu verstecken! 😉

 

Rendite_Lebensversicherung