Da ist sie wieder – die Nummer des Finanzberaters auf dem Handy. Seit über 10 Jahren bearbeitet er mich rührselig mit seinen Vertriebs-Bemühungen. Eigentlich ist er ja ein netter Kerl, aber irgendwie auch ein bisschen anstrengend.
In den ersten Monaten unserer Beziehung – ich hatte gerade mein Studium hinter mir – war es ganz extrem. Ich glaube, ein ordentlicher Finanzberater riecht an diesem Wendepunkt des Lebens förmlich sein Geschäft. Hatte ich eigentlich vor, nach Jahren darbenden Studenten-Daseins und unterbezahlter Praktika, mir lange gehegte Wünsche zu erfüllen, wurde ich von ihm mit einer Flut von möglichen Gefahren des richtigen Lebens und deren Absicherung konfrontiert.
Allen voran die drohende „Rentenlücke“ – die Tatsache, dass das, was der Staat für uns zur Seite legt, später nicht mehr ausreicht.
Mittlerweile bin ich etwas weiter, stehe seit über 10 Jahren im Berufsleben und habe mich natürlich wohl oder übel mit dem Thema „Rentenlücke“ beschäftigt.
Zu ein paar Vorsorge-Produkten auf Versicherungs-Basis habe auch ich mich hinreißen lassen. Spätestens einmal im Jahr werde ich mit Schaudern daran erinnert.
Dann kommen nämlich die jährlichen Info-Briefe mit dem aktuellen Stand dieser Versicherungen. Selbst nach vielen Jahren fleißigen Einzahlens steht dort oft nicht einmal die Summe der eingezahlten Beträge.
Über die Jahre hinweg dämmerte es mir, dass ich selbst Teil des Problems bin:
Wir Deutschen wissen oft wenig bis gar nichts über einfache finanzielle Grundzusammenhänge. Die Themen Geldanlage und Altersvorsorge sind in ihrer Fülle – das muss ich zugeben – sehr komplex. Oftmals fehlt uns einfach das Interesse, uns dort ein bisschen einzuarbeiten. Es gibt ja genug andere schöne Dinge zu tun. Möglichst weit weg schieben wir es und vertrauen einer Heerschar von eloquenten Finanzberatern. Bei diesen schließen wir nebulös konstruierte Geldanlagen, Lebensversicherungen und andere Vorsorge-Produkte ab. Sie erschlagen uns buchstäblich mit Informationen und atemberaubenden Hochrechnungen, so dass wir schlicht vergessen, uns zwei elementare Dinge mal genauer anzuschauen:
Erstens die Rendite – nämlich das, was unsere Anlage über die Jahre unterm Strich abwirft.
Zweitens die Kosten: Es gibt mindestens noch zwei weitere Parteien, die sich an unserem Vorsorge-Produkt eine goldene Nase verdienen – der nette Finanzberater und die Institution, die dahinter steht. Diese beiden Punkte hängen unmittelbar zusammen, denn: Rendite ist das, was nach Kosten übrig bleibt.
Seien Sie mal ehrlich zu sich: Wissen Sie, wie hoch die Kosten bei Ihren Vorsorge-Produkten sind? Haben Sie eine Vorstellung, wie hoch Ihre Rendite über die Laufzeit ist? Ich wette mit Ihnen: Leider nein! Und das ist gar nicht Ihre Schuld.
Banken und Versicherungen tun alles dafür, diese Intransparenz aufrechtzuerhalten, um ihr Geschäft zu sichern. Und das Schlimme daran ist: Der Staat steckt mit der Finanzindustrie unter einer Decke. Er seine Bürger durch Zulagen und Steuervorteile gezielt in unpassende Produkte und gibt dem Ganzen damit eine öffentliche Legitimation.
Wird schon passen, denkt der Bürger. Für die Finanzindustrie ist dies ein gigantisches Konjunktur-Programm – für den Bürger selbst allerdings eine Katastrophe.
Was also tun mit dem Geld – und wie am besten vorsorgen? Das Geld zu Minizinsen auf die Bank legen? Beim aktuellen Zinsniveau – und das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern – ist das sicher keine Alternative.
Langfristig betrachtet – und darum geht’s in diesem Buch – kommen Sie um eine Anlage in Aktien nicht herum.
Sie fangen jetzt schon an zu zittern? Schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit kommen in Ihnen hoch? Sie halten sich nicht für den Profi, der Sie sein müssten, um das Thema anzugehen? Gerade DANN sollten Sie weiterlesen!
Tatsache ist: Geldanlage bzw. Altersvorsorge mit Aktien bringt mehr als die meisten Alternativen. Es ist bei Weitem nicht so unsicher, wie immer angenommen wird. Und da das Ganze gar nicht so schwer ist, können Sie es auch selbst und müssen sich nicht mehr in die Abhängigkeit Ihres Finanzberaters begeben.
Genau hier möchte ich mit diesem Buch ansetzen. Mein Ziel ist es, Sie – was das Thema Geldanlage und Altersvorsorge betrifft – zu einem unabhängigen Bürger zu machen.
In einer guten Stunde Lesezeit werde ich Ihnen zeigen,
- dass Sie in der Lage sind, Ihre Geldanlage/Altersvorsorge in die eigenen Hände zu nehmen.
- warum Sie den Finanzberater links liegen lassen können.
- wie Sie dies mit einem einfachen aktienbasierten Vorsorge-Modell ohne Vorkenntnisse und teure Berater/Vermittler schaffen.
Mein Anspruch ist es, dass Sie mir nicht nur blind vertrauen und meinem Rat folgen, sondern auch verstehen, worum es geht und auf was Sie achten müssen.
Dafür liefere ich Ihnen noch ein bisschen Grundwissen. Aber keine Sorge: Ich hatte ganz bewusst NICHT vor, ein Fachbuch zu schreiben. Davon gibt es unzählige auf dem Markt. Sie erschlagen einen. Ohne echtes fachliches Interesse und ein paar Vorkenntnisse kämpft sich da keiner durch.
Wenn Sie dieses Buch lesen, wissen Sie in ungefähr einer Stunde alles, was Sie wissen müssen – und mehr auch nicht! Ich spare bewusst Themen aus, mit denen Sie sich nicht befassen müssen, um Sie nicht zu verwirren.
Um es so anschaulich wie möglich zu halten, werde ich am Ende das vorgestellte Vorsorge-Modell einmal ganz plakativ anhand einer Beispielperson durchrechnen und zeigen, was möglich ist. Max heißt er übrigens, ist 25 Jahre alt und macht sich als Berufseinsteiger erstmalig Gedanken über seine Altersvorsorge.
Sie sehen, es wird ganz einfach! Nehmen Sie sich die Zeit für dieses Buch! Sie werden es sich selbst danken – spätestens dann, wenn Sie als Rentner richtig Gas geben können.
Und – was Sie noch wissen sollten:
Dieses Buch schreibe ich aus persönlicher Überzeugung. Ich schreibe es nicht, weil ich irgendwelche Vorsorgeprodukte verkaufen möchte. Ich hätte mir in der Vergangenheit gewünscht, dass mich jemand frühzeitig auf die Punkte aufmerksam macht, auf die man beim Thema Altersvorsorge und Geldanlage achten muss, und mir zeigt, auf welche Art und Weise man das ganze Thema selbst in die Hand nimmt. Über die vergangenen 10 Jahre habe ich mir diese Punkte durch eigene – auch schmerzhafte – Erfahrungen erarbeitet und recht viel Wissen dabei angesammelt. Das möchte ich gerne mit Ihnen teilen.
Viel Spaß beim Lesen!
Ihr Sebastian Tonn