Rock die Rente: Wie viel Geld muss ich eigentlich zurücklegen?

Gastbeitrag von Daniel Korth, dem Finanzrocker

Sebastian hat mit der Kernaussage seines Blogs völlig Recht: Jeder kann Geld anlegen. Geldanlage ist keine Raketenwissenschaft, wie viele häufig denken. Die Meisten winken nur schon im Vorfeld ab, weil es zu gefährlich, zu kompliziert oder was auch immer ist.

Doch wenn einige dann anfangen zu investieren, kommt häufig die Frage auf, wie viel Geld ein Anleger mit Mitte 30 zurücklegen sollte, um später die Rente aufzubessern. Wie Du sicherlich weißt, sorgt der demografische Wandel in den kommenden 30 Jahren dafür, dass wenige junge Menschen für die Rente vieler Menschen über 65 aufkommen müssen.

Auch der Anteil der Rente sinkt von heute 48,5 Prozent auf 43,5 Prozent im Jahr 2030. Ab 2050 sind schon Zahlen unter 40 Prozent in der Diskussion. Der Anteil von Menschen über 60 Jahre verdoppelt sich sogar bis zum Jahr 2050. Wer jetzt nicht anfängt, rechtzeitig Geld für später zurückzulegen, lebt vielleicht im Rentenalter in Altersarmut. 2030 soll dann jeder Zweite laut einer WDR-Studie genau dort sein. Noch sind aber bis dahin ein paar Jahre Zeit, um mit der Geldanlage zu starten und zu profitieren.

Was ist eigentlich die Rente?

Bevor ich auf das Thema eingehe, kurz ein paar Worte zur Rente an sich. Eingeführt wurde sie bereits 1889 unter dem damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck. Sie ist sozialpolitisch als auch ökonomisch von sehr großer Bedeutung für Deutschland. Basis der Rentenversicherung sind das Solidarprinzip und das Äquivalenzprinzip. Heute sind über 50 Millionen Bundesbürger dort versichert und es gibt mehr als 20 Millionen Rentner.

Damals wie heute beruht die gesetzliche Rentenversicherung auf dem System des Umlageverfahrens. Grundlage hierfür ist der sogenannte Generationenvertrag. Die Beschäftigten von heute finanzieren mit ihren Beiträgen die laufenden Renten der Rentner. Wenn die heutigen Beitragszahler Leistungen beziehen, werden diese aus den Beiträgen der nachfolgenden Generation finanziert.

Ein Vorteil: Das System ist weitgehend unabhängig von Schwankungen am Kapitalmarkt oder Wirtschaftskrisen. Abhängig ist das Umlageverfahren vor allem vom Verhältnis der aktuellen Beitragszahlern zu Rentnern sowie der Einkommensentwicklung. Und genau hier liegt das Problem, das ich eingangs geschildert habe.

Worauf bei der Geldanlage achten?

Denn nur die Wenigsten machen sich heute Gedanken über dieses Später, aber die Warnungen werden zahlreicher. Übersetzt heißt das: Jedes Jahr, in dem Du nicht anfängst für das Alter Geld anzulegen, fehlt Dir am Ende. Aber wie viel Anlage ist genug? Was, wenn ich früher in Rente gehen möchte? Und wie muss ich anlegen, wenn ich beispielsweise ein Auto oder Haus abzahle und später kostengünstig dort wohnen möchte?

Deshalb solltest Du immer schauen, wie Deine Lebensumstände aussehen und welche Ziele Du verfolgst. Auf dieser Basis kannst Du dann errechnen, wie viel Geld Du ungefähr im Monat sparen musst – und es dann in Form eines Sparplans oder regelmäßigen Spareinlagen anlegen.

3 unterschiedliche Beispiele

Für diesen Artikel habe ich mal drei unterschiedliche Beispiele herausgesucht. Zum einen haben wir die 25-jährige Tina, die gerade ins Berufsleben gestartet ist und wahrscheinlich bis 70 arbeiten muss. Der Zweite ist der 35-jährige Alexander, der schon etwas angespart hat und mit 60 in Rente gehen möchte. Und schließlich ist da noch der 45-jährige Bernd, der sich noch keine großen Gedanken über Geldanlage gemacht hat.

Tina hat in ihrem Alter die meisten Möglichkeiten. Sie kann 45 Jahre Geld zurücklegen und profitiert dabei enorm vom Zinseszins-Effekt. Bei Alexander machen sich die fehlenden zehn Jahre schon bemerkbar, aber er hat zum Glück rechtzeitig angefangen, Geld in ETFs anzulegen, weil er ja früher in Rente gehen möchte.

 

Beispiel 1: Der Konsument

Bernd hingegen bleiben nur noch 22 Jahre, um Geld anzusparen. Bisher kaufte er sich alle fünf Jahre einen Neuwagen, leistete sich jährlich einen schönen, teuren Traumurlaub und geht regelmäßig gut Essen. Auf seinem Tagesgeldkonto liegen nur 5.000 Euro.

Schauen wir uns doch mal seine Rechnung an. Er verdient 80.000 Euro im Jahr. Wenn er mit 67 in Rente geht, hätte er gern 65.000 Euro jährliche Einkünfte. Davon sollen 30.000 € aus der Rentenkasse bezahlt werden.

Bernd ist fit und rechnet damit, 90 Jahre alt zu werden. Bei einer durchaus realistischen Rendite von 6 % pro Jahr und einer Inflationsrate in Höhe von 2 Prozent (angestrebtes Ziel der Europäischen Zentralbank) müsste Bernd jetzt monatlich 1.283 Euro anlegen, um 2031 auf diese Erträge zu bekommen. Eine reife Leistung! Die 5.000 Euro vom Tagesgeldkonto müssen aber definitiv als Reserve auf dem Konto verbleiben. Und die angesammelten 810.172 Euro müsste er ab dem Renteneintritt regelmäßig entsparen und als gesonderte Rentenzahlung nutzen.

Künftig kann sich Bernd nicht alle fünf Jahre einen teuren Neuwagen zulegen, sondern sollte versuchen das Geld zu sparen. Auch die teuren Urlaube müsste er kostentechnisch herunterschrauben.

Alter: 45 Jahre

Rentenbeginn: 67 Jahre

Lebenserwartung: 90 Jahre

Gewünschte Jahreseinkünfte: 65.000 Euro

Ersparnisse: 5.000 €

Renditeerwartung: 6 %

Inflation: 2 %

Ersparnisse 2061 = 810.172 €

 

Beispiel 2: Die junge Frau

Wie sieht das Ganze denn bei Tina aus? Sie hat noch nichts gespart, verfügt aber über 23 Jahre mehr Zeit als Bernd, was sich enorm beim Zinseszins bemerkbar macht. Sie wird vermutlich erst mit 70 Jahren in Rente gehen können. Auch Tina rechnet mit einer Lebenserwartung von 90 Jahren und plant mit jährlichen Einkünften in Höhe von 50.000 Euro. Davon stammen 20.000 Euro aus der Rentenkasse. Rendite und Inflationsrate bleiben gleich. Um 2061 auf ein Endergebnis von 667.251 Euro zu kommen, muss sie jeden Monat 196 Euro sparen und anlegen. Das sollte für einen Normalverdiener durchaus machbar sein.

Alter: 25 Jahre

Rentenbeginn: 70 Jahre

Lebenserwartung: 90 Jahre

Gewünschte Jahreseinkünfte: 50.000 €

Ersparnisse: 0

Renditeerwartung: 6 %

Inflation: 2 %

Ersparnisse 2061 = 667.251 €

 

Beispiel 3: Der konservative Denker

Zu guter Letzt ist Alexander an der Reihe. Er braucht momentan auch nicht sonderlich viel, um ein glückliches Leben zu führen. 30.000 Euro hat er schon angespart und die gleiche Summe möchte er erhalten, wenn er mit 60 in Rente geht. Dabei rechnet er noch mit 20.000 Euro im Jahr aus der Rentenkasse. Er geht davon aus, dass er 85 Jahre alt wird. 2041 möchte er mit Ersparnissen in Höhe von 258.435 Euro in die frühere Rente gehen. Er muss dafür nur 163 Euro im Monat an den Börsen investieren, um bei der geplanten Durchschnittsrendite von 6 Prozent davon leben zu können.

Alter: 35 Jahre

Rentenbeginn: 60 Jahre

Lebenserwartung: 85 Jahre

Gewünschte Jahreseinkünfte: 30.000 €

Ersparnisse: 30.000 €

Renditeerwartung: 6 %

Inflation: 2 %

Ersparnisse 2041 = 258.435 €

 

Natürlich sind das jetzt völlig fiktive Beispiele. Keiner kann sein Leben im Voraus planen. Das Leben macht jeder Planung einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem geben die Beispiele einige Anhaltspunkte, wie viel Du mit welchem Anspruch monatlich zurücklegen musst.

Und ja: es ist viel Geld, das jeden Monat angelegt werden muss. Hier solltest Du auch darauf achten, dass Du nicht nur für das Alter sparst, sondern auch für ein Auto, einen tollen Urlaub oder für eine neue Couch. Nur für das Alter sparen, frustriert auf Dauer. Wenn Du Dir ab und an etwas gönnen kannst, weißt Du wofür Du sparst. Dieses Geld solltest Du aber auch nicht langfristig an der Börse anlegen, sondern eher auf einem Tages- oder Festgeldkonto – abseits der nötigen Rücklage.

Wenn Du das für Dich mal durchrechnen möchtest, habe ich hier mal einige Werkzeuge vorgestellt mit denen Du die Geldanlage gut planen und umsetzen kannst. Errechne Dir doch mal Deine Rücklage und plane Deine Zukunft.

Über den Autor:

Daniel schreibt in seinem Blog als Finanzrocker über Geldanlage, Altersvorsorge und vieles mehr. Mit seinen beiden Podcasts über diese Themen erreicht er mittlerweile über 40.000 Hörer im Monat, die ihre Finanzen rocken wollen.

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